Kauffrau im E-Commerce / Kaufmann im E-Commerce = Beruf mit dreijähriger Ausbildungszeit
Seit Herbst 2018 hat Deutschland eine neue Berufsausbildung: Kauffrau und Kaufmann im E-Commerce. Die Ausbildung dauert drei Jahre und wird nach dem Dualen System durchgeführt: im Unternehmen und der Berufsschule.
Lernfelder Berufsschule
Gesetzliche Grundlage für den betrieblichen Teil der Ausbildung ist die Ausbildungsordnung. Die Ausbildungsverordnung zum Kaufmann im E-Commerce ist zum 1. August 2018 in Kraft getreten. Der Lehrplan für die Berufsschule ist in zwölf Lernfelder gegliedert:
- Das Unternehmen präsentieren und die eigene Rolle mit gestalten
- Online-Sortimente gestalten und die Beschaffung unterstützen
- Verträge im Online-Vertrieb anbahnen und bearbeiten
- Werteströme erfassen, auswerten und beurteilen
- Rückabwicklungsprozesse und Leistungsstörungen bearbeiten
- Servicekommunikation kundenorientiert gestalten
- Online-Marketing-Maßnahmen umsetzen und bewerten
- Wertschöpfungsprozesse erfolgsorientiert steuern
- Online-Vertriebskanäle auswählen
- Den Online-Vertrieb kennzahlengestützt optimieren
- Gesamtwirtschaftliche Einflüsse bei unternehmerischen Entscheidungen berücksichtigen
- Berufsbezogene Projekte durchführen und bewerten
- Erstes Lehrjahr: Lernfelder 1-4
- Zweites Lehrjahr: Lernfelder 5-8
- Drittes Lehrjahr: Lernfelder 9-12
Ausbildungsinhalte im Betrieb
Kaufmann im E-Commerce: Typische Tätigkeiten im Unternehmen
- Artikelbeschaffung und Sortimentsgestaltung für den Onlineshop
- Bearbeitung der Shopinhalte. Erstellung von Produkten und Produktinformationen
- Verkaufsfördernde Platzierung von Produktbildern. Produkte in Szene setzen
- Weiterentwicklung und redaktionelle Pflege des Online-Shops
- Usability, Cross- und Upselling
- Instrumente des Onpage-Marketings
- Firmenblogs, Communities und Marketingaktionen
- Instrumente des Online-Marketings einsetzen (u.a. Suchmaschinenmarketing, Affiliate-Marketing, Newsletter-Marketing)
- Pflege von Social-Media-Inhalten, zum Beispiel auf Facebook, Instagram, YouTube, Twitter, Pinterest, Snapchat und TikTok
- Entwicklung von Social-Media-Kampagnen
- Kennenlernen von Verknüpfungen zwischen stationärem und Online-Handel
- Multi-Channel-Handel und Multi-Channel-Marketing
- Kundendaten und Zahlungsdaten rechtskonform erheben
- Rechtliche Aspekte: Allgemeine Geschäftsbedingungen, Fernabsatzrecht, Regelungen zu Gewinnspielen, branchenspezifischeRegelungen des UWG, Preisangabenverordnung und Datenschutz
- Instrumente des Controlling im Online-Vertrieb: Web-Analysetools / betriebswirtschaftliche Kennziffern
Voraussetzung
Vorgeschrieben ist kein bestimmer Schulabschluss, aber in den meisten Stellenausschreibungen wird Mittlere Reife oder Abitur verlangt. Weitere Einstellungskriterien der Arbeitgeber:
- Gute Noten in Mathematik und Informatik
- Spaß an Trends im E-Commerce
- Selbständige Arbeitsweise
- Teamfähigkeit und Belastbarkeit
- Englischkenntnisse
- Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung
Abschlussprüfung
Die Abschlussprüfung zum Kaufmann im E-Commerce findet als „gestreckte Prüfung“ statt. Die Note der Zwischenprüfung zählt also für die Gesamtnote. Die Zwischenprüfung findet in der Mitte des zweiten Ausbildungsjahres statt. Themen sind die Sortimentbewirtschaftung und die Vertragsanbahnung. Das Ergebnis der Zwischenprüfung fließt zu 25 % in die Gesamtnote ein. Die Abschlussprüfung findet gegen Ende der Ausbildung statt. Die schriftlichen Prüfungen umfassen die Bereiche Wirtschafts- und Sozialkunde und die Kundenkommunikation im E-Commerce. Zu den schriftlichen Prüfungen kommt noch ein Fachgespräch. Dabei stehen vier Themengebiete zur Auswahl.
Themengebiete für die mündliche Prüfung
- Auswählen und Einsetzen eines Online-Vertriebskanals
- Optimieren von Nutzungsprozessen im E-Commerce
- Entwickeln und Umsetzen von Online-Marketing
- Nutzen der kaufmännischen Steuerung und Kontrolle
Aus diesen vier Themengebieten muss eines ausgewählt werden.
Gehalt
Das Gehalt orientiert sich an anderen kaufmännischen Lehrberufen (Kaufleuten im Einzelhandel und Kaufleute im Großhandel). So viel verdienst ein Azubi ungefähr in den drei Lehrjahren:
- 1. Lehrjahr: 800 Euro
- 2. Lehrjahr: 800 – 900 Euro
- 3. Lehrjahr: 900 Euro aufwärts
Arbeitsmarkt-Prognose
Welche Berufsausbildung ist besser?
- Ausbildung zum Kaufmann/zur Kauffrau im Einzelhandel oder
- Ausbildung zum Kaufmann/zur Kauffrau im E-Commerce?
Der stationäre Handel stirbt nicht aus, aber die Verschiebung zum Onlinehandel ist nicht mehr aufzuhalten:
- Ladengeschäfte schließen oder verlagern ihrer Unternehmenstätigkeit in den E-Commerce
- In den überlebenden Ladengeschäften wird immer weniger Personal benötigt
- Der E-Commerce verzeichnet jährlich zweistellige Wachstumszahlen
- Das Bargeld verschwindet. Elektronische Zahlungen vergrößern ihren Anteil.
Fazit: Die Ausbildung zum Kaufmann im E-Commerce ist zukunftssicher.
Ausbildende Betriebe
Voraussetzungen für ein Unternehmen, um Ausbildungsplätze zum Kaufmann im E-Commerce anbieten zu können:
- Ein Mitarbeiter des Unternehmens muss eine Ausbildereignungsprüfung bei der IHK abgelegt haben und als Ausbilder geeignet sein.
- Das Unternehmen muss im E-Commerce tätig sein.